Behaim-Globus

Der Behaim-Globus erzählt ein ebenso erhellendes wie düsteres Kapitel der Globalisierungsgeschichte und markiert zwei entscheidende Wendepunkte im europäischen Blick auf die Welt. Als er 1492 entstand, wusste in Europa noch niemand von der Existenz des amerikanischen Kontinents. Im Oktober 1492 war Christoph Kolumbus auf den Bahamas gelandet, womit nach europäischem Verständnis die neuzeitliche Globalisierung begann. Da auf dem Behaim-Globus Amerika fehlt, markiert er den grundlegenden Umbruch im damaligen Verständnis der Welt. Lange Zeit stand er für die Erfolgsgeschichte europäischer “Entdeckungen” auf der Basis von Wissenschaft und Technik.

Heute, vor dem Hintergrund eines kritischen, neuen Blicks auf Kolonialismus und Globalisierung erzählt der Behaim-Globus eine andere Geschichte und markiert wiederum einen Wendepunkt im Verhältnis zwischen Europa und der Welt. Der Behaim-Globus ist heute ein zentrales Dokument der europäischen Welteroberung und des atlantischen Sklavenhandels. Afrika sollte im 15. Jahrhundert, auf der Suche nach Indien, nicht nur umrundet, sondern wirtschaftlich erschlossen werden. Der Globus macht deutlich, wie sehr die Entstehung unserer modernen Welt auf der gewaltsamen Aneignung von Rohstoffen, auf Sklavenhandel und Plantagenwirtschaft beruhte. Der Behaim-Globus zeigt die erste Etappe der europäischen Unterwerfung und Aufteilung der Welt.

Heute ist der Behaim-Globus auch ein Dokument unseres zwiespältigen europäischen Kulturerbes. Der Blick zurück offenbart neben Glanz auch dunkle Schatten und offene Wunden. So soll der Globus nicht nur an die europäischen Eroberungen erinnern, sondern auch ein Mahnmal sein für die afrikanischen Sklaven, die einen wesentlichen Anteil an der Entstehung unserer modernen Welt hatten.

Der älteste Globus
der Welt

Hersteller: Martin Behaim (Entwurf), Georg Glockendon d.Ä. u.a.
Datierung: 1492
Ort: Nürnberg
Material/Technik: Kugel aus diversen Verbundwerkstoffen, Deckfarbenmalerei, Gestell Schmiedeeisen, Horizontring Messing
Inventarnummer: WI1826

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UNESCO Welterbe

2023 wurden neben dem Behaim-Globus 63 weitere Dokumente in das Verzeichnis der UNESCO-Weltdokumentenerbe aufgenommen. Dazu gehören aus Deutschland der Codex Manesse der Bibliothek der Universität Heidelberg und Dokumente zur Geschichte der Hanse, die in Belgien, Dänemark, Estland, Lettland, Polen und unter anderem im Archiv der Hansestadt Lübeck bewahrt werden. Ebenfalls in das Register eingeschrieben wurden Handschriften aus der Hofschule Kaiser Karls des Großen aus der Stadtbibliothek Trier, der Vatikanischen Bibliothek sowie aus Bibliotheken in Frankreich, Großbritannien, Österreich und Rumänien.


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