Alkoholprävention in Nürnberg


Ausgangslage für die Alkoholprävention in Nürnberg

Die Gründe für die Entwicklung von speziellen Angeboten und Maßnahmen zur Alkoholprävention sind vielfältig. Obwohl der Alkoholkonsum unbestritten gravierende Risiken der Selbst- und Fremdgefährdung in sich birgt, sind folgende Phänomene gesellschaftlich weit verbreitetet:

  • Alkohol ist ein gesellschaftlich weitgehend akzeptiertes Suchtmittel.
  • Verkauf und Konsum von Alkohol sind mit Ausnahme der Einschränkungen nach dem Jugendschutzgesetz legal.
  • Alkohol ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor.
  • Alkohol war, ist und bleibt Suchtmittel Nr. 1 bei Jugendlichen und Erwachsenen.
  • Kultur, Ethnie, Nationalität und Religion sind mögliche Einflussfaktoren auf den Konsum (bzw. die Abstinenz).
  • Riskanter Alkoholkonsum findet in allen Bevölkerungs- und Bildungsschichten statt.

Alkoholkonsum von Jugendlichen – Situation in Nürnberg 2008

In den circa fünf Jahren davor traten zunehmend problematische Konsummuster bei Jugendlichen in Nürnberg auf, die sogenannten drei „K“:

  • Komasaufen
  • Kampftrinken
  • Kofferraumsaufen

Der private Bereich als Konsumort für Alkohol war, was die Konsumquantität anging, weiterhin die Nummer Eins. Obgleich der riskante Alkoholkonsum von Jugendlichen in allen Milieus auftrat, wurde in Nürnberg eine überdurchschnittliche Ausprägung in den unteren sozialen Milieus festgestellt. Beobachtungen zeigten, dass insbesondere harte Alkoholika von Volljährigen gekauft und dann an Minderjährige weitergeben wurden.

Polizeiliche Kriminalstatistik

Die polizeiliche Kriminalstatistik 2008 weist bei Gewaltkriminalität und Alkoholeinfluss für das Stadtgebiet Nürnberg folgende Zahlen auf:

Bei Körperverletzungsdelikten waren 467 (35,7 Prozent) von insgesamt 1308 jugendlichen Tatverdächtigen zur Tatzeit alkoholisiert. Dies entspricht einem deutlichen Anstieg von ca. 9 Prozent gegenüber 2007. Die Gruppe der Heranwachsenden (18- bis 20-Jährige) weist noch höhere Anteile an alkoholisierten Tatverdächtigen auf.

Alkoholgenuss außerhalb genehmigter Freiflächen

2008 wurden in Nürnberg außerdem 1351 Fälle des Alkoholgenusses außerhalb genehmigter Freiflächen und damit Verstöße gegen das Bayerische Straßen- und Wegegesetz festgestellt. Dies ist im Vergleich zu 2007 ein Rückgang um ca. 20 Prozent. Diese Zahlen beziehen sich allerdings jeweils auf Jugendliche und Erwachsene. Es handelt sich überwiegend um Anzeigen an „stadtbekannten Stellen im Straßenraum“. Nur 19 Fälle wurden in Grünanlagen festgestellt (Quelle: Stadt Nürnberg, Rechtsamt, Jahresergebnisse der Zentralen Bußgeldstelle 2008).


Zielgruppen der Alkoholprävention in Nürnberg

Die Alkoholprävention der Abteilung "Präventive Kinder- und Jugendhilfe" mit den Schwerpunkten Kinder- und Jugendschutz und Suchtprävention spricht im wesentlichen fünf Zielgruppen an:

  • Kinder und Jugendliche
  • Eltern und Erziehungsberechtigte
  • Fachkräfte aus Jugendhilfe und Schule
  • Gewerbetreibende und Veranstalter
  • Öffentlichkeit

Dabei sind die Kinder und Jugendlichen die wichtigste Zielgruppe. Angebote wie Information, Beratung, Freizeitaktivitäten, Projekte und Veranstaltungen orientieren sich grundsätzlich an der realen Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen.

Um eine dauerhafte und nachhaltige Wirkung zu erzielen, werden Angebote der Alkoholprävention eingebunden in die pädagogische Alltagsarbeit, zum Beispiel in die stadtteilbezogenen Angebote der Offenen Kinder- und Jugendarbeit, in die Jugendsozialarbeit an Schulen und in die Arbeit von Kinderhorten und Schülertreffs.


Ziele der Alkoholprävention in Nürnberg

  • Alkoholprävention soll Kinder und Jugendliche zu Kritik- und Entscheidungsfähigkeit sowie Eigenverantwortlichkeit anregen.
  • Eltern und Erziehungsberechtigte sollen befähigt werden, Kinder und Jugendliche vor gefährdenden Einflüssen zu schützen.
  • Alkoholprävention ist vorbeugendes Handeln zur Eindämmung des Alkoholmissbrauchs und zur Verhinderung von Alkoholsucht.

Methoden der Alkoholprävention

Information und Beratung

Speziell entwickelte Broschüren informieren Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene, Eltern und pädagogische Fachkräfte in Schulen und in der Kinder- und Jugendarbeit. Bei den Fachkräften aus Jugendhilfe und Schule, den sogenannten Multiplikatoren, stehen vor allem Information, Beratung, Qualifizierung und Broschüren im Mittelpunkt der suchtpräventiven Arbeit.

Projektarbeit mit Kindern und Jugendlichen

Projekte haben das Ziel, Risiken des Alkoholkonsums zu vermitteln und jugendgerechte Alternativen zum Alkoholkonsum bei der Freizeitgestaltung aufzuzeigen. Die Projekte werden von der Präventiven Kinder- und Jugendhilfe koordiniert.

Arbeit mit Eltern und Erziehungsberechtigten

Information, Beratung sowie die Vermittlung von Erziehungsverantwortung und -kompetenz stehen im Mittelpunkt unserer Arbeit mit Eltern. Denn der Erstkontakt mit Alkohol findet bei Kindern überwiegend in der Familie oder im familiären Umfeld statt.


Arbeitsprogramm der Alkoholprävention des Jugendamts

Aufgrund der aktuellen Entwicklungen und des zunehmend problematischeren
Alkoholkonsumverhaltens von Jugendlichen hat das Jugendamt der Stadt Nürnberg dem zuständigen Gremium im Stadtrat, dem Jugendhilfeausschuss, am 3. Mai 2007 ein Arbeitsprogramm „Alkoholprävention 2007 und Folgejahre“ zur Beschlussfassung vorgelegt.

Die Suchtprävention der Präventiven Kinder- und Jugendhilfe hat Material für die suchtpräventive Arbeit entwickelt, darunter auch Material zur Alkoholprävention. Mehr in der Webpräsentation.

Diese Vorlage enthält eine systematische Beschreibung der Angebote und Maßnahmen des Kinder- und Jugendschutzes sowie der Suchtprävention. Der Jugendhilfeausschuss beschloss die Umsetzung des Arbeitsprogramms, die Aufstockung der Sachmittel für Alkoholprävention (im Jahr 2008 einmalig 50.000 Euro und ab 2009 jährlich fortlaufend 25.000 Euro) sowie die Schaffung einer zusätzlichen halben Planstelle für den erzieherischen Kinder- und Jugendschutz.

Das Arbeitsprogramm Alkoholprävention wurde auf der Grundlage der Ausschussvorlagen fortgeschrieben. Neue Arbeitsschwerpunkte und Projekte kamen hinzu und decken nun ein breites Spektrum ab: Vom ordnungsrechtlichen Jugendschutz über Angebote der Suchtprävention, Freizeit- und Beratungsangebote für Alkohol konsumierende Jugendliche bis hin zur Öffentlichkeitsarbeit.

Das Arbeitsprogramm erreicht alle für die Aufgabenstellung relevanten Zielgruppen: Kinder und Jugendliche, Eltern, Fachkräfte aus Jugendhilfe und Schule, institutionelle Kooperationspartner, Multiplikatoren, Gewerbetreibende und Veranstalter sowie die Öffentlichkeit.


Erste Erfolge des Arbeitsprogramms

Das Gesamtpaket Alkoholprävention zeigt auf verschiedenen Ebenen bereits Wirkung. So haben die Erhöhung der Bußgelder für jugendschutzrechtliche Ordnungswidrigkeiten, gezielte Ansprachen von Gewerbetreibenden und Anbietern sowie verstärkte Jugendschutzkontrollen dazu geführt, dass die Regelungen des Jugendschutzgesetzes weitestgehend eingehalten werden. Insgesamt sind in diesem Bereich ein steigendes Problembewusstsein und eine teilweise erzwungene Einsichtsfähigkeit auf Anbieterseite festzustellen.

In der Altersgruppe der 12- bis 17-Jährigen hat sich der Trend zu verstärktem riskanten Alkoholkonsum abgeschwächt. Die Zahl der riskant konsumierenden Kinder und Jugendlichen steigt derzeit nicht weiter an und dürfte in den beiden vergangenen Jahren auf regionaler Ebene leicht rückläufig sein.

Die „selektiven“ zielgruppenorientierten Angebote im Rahmen der Offenen Jugendarbeit zeigen ebenfalls positive Wirkungen. Hier werden Jugendliche erreicht, die aus unterschiedlichen Motiven Alkohol konsumieren und deren Konsum von Experimentieren, Ausprobieren bis hin zu riskanten Trinkmustern reicht. Eine aktive Auseinandersetzung mit dieser Thematik wird im Alltagszusammenhang und in der Lebenswelt der Jugendlichen ermöglicht.

Die Erfahrungen der Suchtprävention und des Kinder- und Jugendschutzes zeigen, dass sich in der Öffentlichkeit zumindest ansatzweise eine „Kultur des Hinschauens“ entwickelt und Alkoholkonsum gerade von jüngeren Jugendlichen verstärkt angesprochen und thematisiert wird.

Informationsmaterialien zum Thema Alkoholkonsum von Jugendlichen werden von Eltern, Fachkräften aus Jugendhilfe und Schule sowie Kooperationspartnern zunehmend nachgefragt. Die institutionelle Zusammenarbeit mit Polizei und Ordnungsamt sowie Institutionen und Einrichtungen der Jugend- und Suchthilfe verläuft weiterhin sehr konstruktiv.


Kontakt

Stadt Nürnberg - Jugendamt

Alkoholprävention

Am Plärrer 10

90429 Nürnberg


Nadja Weidinger

Montag - Donnerstag jeweils bis circa 14 Uhr, Termine nach Vereinbarung


Telefon 09 11 / 2 31-1 41 36

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