Im Morgenkreis der Kuscheltiere – live aus der Quarantäne (Teil 1)

von | 17. März 2020 | Eltern werden, Eltern sein, Miteinander leben, streiten, wachsen

Mit Kind in Quarantäne – wie geht das? Wolfgang Riedl berichtet uns im Familienblog in den nächsten Tagen, wie er und seine kleine Familie die Situation erleben – schaut immer wieder mal rein, kommentiert, erzählt uns von Euren Erfahrungen in ähnlichen Situationen!

Da ist sie also: die andere Situation. Die Veränderung von vielem, was wohl strukturiert und gut durchgeplant war. Aber, wie es sich nun sehr schnell herausstellt, sind diese Strukturen und Pläne ein fragiles Gut. Jetzt ist es an der Zeit, neue Ideen zu finden und das Familienleben eben auf andere Art und Weise schön zu gestalten.
In diesem, immer wieder aktualisierten Beitrag, möchte ich Euch erzählen, wie es bei uns läuft. Welche Ideen wir haben, was wir tun. Vielleicht könnt Ihr ja damit etwas anfangen, oder Fehler, die wir sicher machen werden, vermeiden. Wir lernen einfach zusammen, und wenn Ihr einen Kommentar habt, würde ich mich sehr darüber freuen!
Zuerst aber zu uns: ich lebe mit meiner Freundin Maren und meiner Tochter Tilda, dreieinhalb Jahre alt, in einer WG mit unserem Mitbewohner Martin. Tilda ging bis letzten Freitag in den Kindergarten. Maren und ich arbeiten in nicht-systemkritischen Berufen. Ich habe heute mit Heimarbeit angefangen, Maren konnte sich bei der Stadt Erziehungsurlaub nehmen. Die Lösung passt für’s Erste.
Wir leben nun den vierten Tag in selbstauferlegter Quarantäne. Nicht, weil wir Kontakt zu Erkrankten hatten oder selbst Symptome zeigen, sondern weil wir in absehbarer Zeit wieder Tildas Großeltern treffen möchten. Diese sind in einem Alter, in dem aktuell Vorsicht geboten ist. Unsere Quarantäne ist lückenhaft, damit meine ich, dass wir uns nicht komplett abschotten. Einkaufen gehen wir noch. Spazieren ohne enge Annäherung an andere wird auch noch gegangen. Partys, Spielabende oder gesellschaftliches Abhängen sind erstmal gestrichen. Damit möchten wir auch nicht nur die Großeltern schützen, sondern auch die Gesellschaft im Ganzen. Nehmt Euch die Zeit und lest diesen exzellenten Artikel:
https://perspective-daily.de/article/1181/2hWA1mB8

Er ist zwar vom Freitag, was in der aktuellen Zeit eine halbe Ewigkeit ist, aber sein Inhalt wird noch eine gute Weile Gültigkeit behalten.
Schnell haben wir uns gefragt, wie wir die Zeit mit Tilda sinnvoll gestalten können. Wie können wir einem Lagerkoller länger als acht Stunden ohne Spielplatz standhalten? Dazu, aber auch zu verwandten Themen möchte ich Euch gerne eine Liste von kurzen Fragmenten liefern, die ich regelmäßig aktualisieren werde. Und wir dürfen nie vergessen: andere Generationen oder Leute aus anderen Landstrichen der Welt mussten oder müssen als Ausnahmezustand in den Krieg ziehen. Wir müssen daheimbleiben und nichts tun. Das ist machbar!

Teil 1: Im Morgenkreis der Kuscheltiere oder: ein Tag daheim
Wir haben begonnen, Tildas Morgenkreis aus dem Kindergarten auch daheim zu machen. Natürlich sitzen jetzt neben ihr nicht wie gewohnt die Erzieherin und ihre Freunde, sondern Mama, Papa und eine Herde von Kuscheltieren. Alle werden gezählt, wir finden gemeinsam raus, welcher Wochentag ist, wie das Wetter ist und welcher Monat eigentlich ist. Die Tiere haben am Spielzeugtag zwar ihre Sachen vergessen, aber auch die lernen das erst. Ich glaube, dass dieser Morgenkreis eine sehr feine erste Sache ist, die Normalität vermittelt.

Teil 2: Die Kloeule oder: Hygiene ohne Angst
Dreieinhalb Jahre sind nicht das optimale Alter, wenn es um die Befolgung von Hygienestandards geht. Da ist Tilda keine Ausnahme. Ich weiß nicht mehr, wie ich darauf gekommen bin, aber ich bin sehr stolz auf meine Erfindung: die Kloeule. Schon lange wollte ich Tilda vermitteln, dass es möglich ist, auf der Toilette zu sitzen, ohne die Hände an die Schüssel zu legen und sich daran festzuhalten. Die Kloeule hat bei uns das Problem gelöst.
Es gibt zwei Positionen: Eulenohren (Hände über dem Kopf) und Eulenflügel (Arme zur Seite ausgestreckt).
Für das Problem, dass Tilda unterwegs immer alles anfassen will, sind wir gerade in der Testphase, ihr einfach immer zwei Dinge in die Hand zu geben. Stock und Ball funktionieren momentan sehr gut.
Und ich bin echt begeistert davon, dass sich Tilda nun die Hände schon so gut waschen kann, wie ich es vielleicht mit Anfang Dreißig gelernt habe.

Teil 3: Der Wald ist ein Spielplatz oder: ohne Angst draußen
Die Spielplätze sind ab Mittwoch zu. Ich kann das verstehen, aber so lange noch keine allgemeinen Ausgangssperren verhängt sind, gibt es wunderschöne Alternativen. Mit dem Auto oder dem Fahrrad lassen sich von überall aus Waldstücke, große Wiesen und ähnliches erreichen. Tilda war heute den dritten (wunderbar sonnigen) Tag für ein paar Stunden draußen und hatte einen Riesenspaß. Abstand zu Leuten kann leicht gewahrt werden, wenn zu viele Kinder für ordentliches social distancing da sind, geht es halt ein Stück weiter. In Matschpfützen, Baumverwinkelungen und mit einem Affenzahn auf dem Laufrad bleibt kein Platz für Angst oder Lagerkoller.

https://www.nuernberg.de/internet/stadtportal/coronavirus.html

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Bildnachweis: Foto Wolfgang Riedl