Startseite / Ausstellungen / Klang meines Körpers: Ess-Störungen vorbeugen

Der Klang meines Körpers

Ess-Störungen aus der Anonymität holen, ihnen ein Gesicht geben und die Sprachlosigkeit überwinden: Eine interaktive Ausstellung klärt auf, informiert über Möglichkeiten der Prävention und zeigt kreative Wege aus der Krankheit.

Ess-Störungen gehören zu den häufigsten psychischen Störungsbildern des Jugendalters. Betroffen sind vor allem Mädchen und junge Frauen im Alter von etwa 12 bis 25 Jahren; es wird geschätzt, dass rund fünf Prozent dieser Altersgruppe an Ess-Störungen leiden. Für Jungen und junge Männer schienen Ess-Störungen lange Zeit kaum ein Thema zu sein, doch inzwischen sind auch sie immer häufiger betroffen.

Magersucht, Bulimie oder Ess-Sucht sind heute nicht mehr nur Thema für Ärzte und Therapeuten, sondern Gegenstand der öffentlichen Diskussion. Es gibt kaum eine Schule, an der nicht einzelne Schülerinnen oder auch Schüler an einer Ess-Störung leiden, oft lange im Verborgenen. Wird die Krankheit offensichtlich, sind Außenstehende – Freundinnen und Freunde ebenso wie Eltern oder Lehrkräfte – oft unsicher, wie sie Betroffene unterstützen können.

Informieren, vorbeugen, Verständnis wecken, Auswege zeigen

Der „Klang meines Körpers“ will betroffene Altersgruppen informieren, der Entwicklung von Ess-Störungen vorbeugen und Wege aus der Krankheit zeigen. Pädagoginnen, Pädagogen und anderen, die mit Jugendlichen leben und arbeiten, geben die Ausstellung und ihre Begleitmaterialien Hilfestellung für die Bearbeitung des Themas. Die Ausstellung basiert auf einem ganzheitlichen musiktherapeutischen Ansatz.

Der „Klang meines Körpers“ wurde mit dem Bayerischen Gesundheitsförderungs- und Präventionspreis ausgezeichnet.

Die Basis-Ausstellung

Sachliche Informationen bilden den äußeren Rahmen der Ausstellung. Im Innenkreis können die jungen Besucherinnen und Besucher über kreative Medien in die Gefühlswelt von Betroffenen eintauchen. Schatzkisten schließlich zeigen Wege aus der Ess-Störung. Wie können Familie, Freunde oder Lehrer helfen? Der „Klang meines Körpers“ formuliert die Möglichkeiten als persönliche Wünsche und spricht damit Besucherinnen und Besucher direkt an.

Außenkreis: Wenn der Körper verstimmt ist

Fünf Infotafeln beleuchten das Thema Ess-Störungen:

  • Die Projektgruppe stellt sich vor: Hintergrundinformationen zum „Klang meines Körpers“
  • Probleme mit dem Essen? Was kann dahinter stecken? Ursachen und Auslöser für die Entstehung von Ess-Störungen
  • Signale werden gegeben, um erkannt zu werden. Anzeichen, die auf eine Ess-Störung hinweisen
  • Bitte nicht füttern … denn ich habe Hunger nach … Vom emotionalen Hunger bei Ess-Störungen
  • Du kannst es schaffen! Wege aus der Ess-Störung

Innenkreis: Seelenklänge

Sachliche Informationen allein lassen das Ausmaß des körperlichen und seelischen Leidens bei Ess-Störungen nicht erkennen. Der Innenkreis der Ausstellung widmet sich daher den „Seelenklängen“: Betroffene junge Frauen geben in fünf Portraits Einblicke in ihre ganz persönliche Geschichte, die in Bilderserien, Collagen und individuell ausgewählten Musikstücken erzählt wird. Besucherinnen und Besuchern können sich einfühlen und an der Hörstation „einhören“; ihnen eröffnet sich ein emotionaler Zugang zur Gefühlswelt von Betroffenen. Die Portraits beleuchten die unterschiedlichsten Aspekte der Krankheit und lassen ihre Komplexität erahnen.

Schatzkisten: Mit sich in Einklang kommen

Unterhalb der Portraits befinden sich fünf Schatzkisten mit Materialien, die Wege aus der Ess-Störung aufzeigen und gleichzeitig dazu einladen, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, wie Ess-Störungen vorgebeugt werden kann.

Die Schatzkisten folgen dem ressourcenorientierten Ansatz: Sie zeigen auf, wie wichtig es ist, sich seiner eigenen Fähigkeiten, Stärken und Talente, aber auch seiner Bedürfnisse und Wünsche bewusst zu werden. Dadurch entwickeln sich ein positives Selbstbild und Körpergefühl – wichtige Voraussetzungen, um der Entstehung von Ess-Störungen vorzubeugen bzw. sie zu überwinden. Die Schatzkisten wollen Schülerinnen und Schüler darin unterstützen, diese wertvollen Ressourcen in sich und bei anderen zu entdecken und zu nutzen.

  • Schatzkiste 1: Sei informiert! Informationsmaterial für Schülerinnen und Schüler
  • Schatzkiste 2: Spiegel: Erkenne dich selbst!
  • Schatzkiste 3: Öffne deine Schatzkiste und entdecke deine Talente und Stärken!
  • Schatzkiste 4: Alles, was das Leben lebenswert machen kann!
  • Schatzkiste 5: Satte Klänge!

Klang meines Körpers - Jungenmodul

Ess-Störungen bei Jungen nehmen zu und werden dennoch weitgehend tabuisiert. Betroffene männliche Jugendliche bleiben bislang noch allzu oft allein mit ihrer Erkrankung. Deshalb wurde die Ausstellung "Klang meines Körpers" erweitert um ein Jungenmodul. Erste Erfahrungen zeigen, dass nicht nur Jungen, sondern auch Mädchen ein großes Interesse daran haben.

Gefangen im Kerkerkopf?

Das Jungenmodul entstand mit dem Graffitikünstler Carlos Lorente, den Caritas Sozialdiensten Rhein-Kreis Neuss GmbH und David. David, der nach einem langen, einsamen Weg durch seine Magersucht Unterstützung und therapeutische Hilfe in einer Einrichtung der Caritas fand.

An seinen „Kerkerkopf“ kann er sich noch lebhaft erinnern: Alles fing damit an, dass er nicht nur viel, sondern übermäßig viel Sport trieb. Er wurde Marathonläufer und achtete auf sein Gewicht. Da eine Ess-Störung als „typisch weibliche“ Erkrankungen galt, wusste er lange Zeit selbst nicht, was mit ihm los war. Er merkte nur, dass Essen, beziehungsweise Nicht-Essen zu einem wesentlichen Thema in seinem Leben geworden waren, dass er nicht nur im Sport, sondern vor allem gegen seine Waage kämpfte, dass er ein starkes Untergewicht hatte, dass die Beziehung zu sich selbst und seinen Eltern schwierig war und vor allem, dass er immer mehr in seinem „Kerkerkopf“ gefangen war.

In dieser Zeit merkte er aber auch, dass es Kraftquellen für ihn gab, die er nutzen konnte: Sein Hund, der ihn einfach und ohne zu fragen so nahm, wie er war, auch seine Freunde, die von seiner Krankheit nichts ahnten. Gleichzeitig wurde das Schreiben zu einem Rettungsanker. Es entstanden Prosatexte und Gedichte von großer Tiefe, die David jetzt dem Projekt „Klang meines Körpers“ zur Verfügung gestellt hat, damit andere männliche Jugendliche nicht so unwissend vor ihrem Problem stehen müssen wie er seinerzeit. Auszüge aus den sehr persönlichen und berührenden Texten finden sich sowohl auf der Jungentafel der Ausstellung als auch im Begleitheft.

Erweiterung der Ausstellung "Klang meines Körpers"

Das Jungenmodul ist eine Ausstellungstafel, die auf der Vorder- und Rückseite bedruckt ist.

Die Vorderseite zeigt eine Welt hinter Mauern und drückt Davids Sprachlosigkeit aus. Der von ihm beschriebene „Kerkerkopf“ mit den Mauerlippen, die er nicht „durchsprechen“ kann, wurde ins Bild gesetzt. David selbst sitzt unten an der Mauer, sein Hund als treuer Begleiter neben ihm. Mit den Freunden, die sich oben auf der Mauer getroffen haben, verbindet ihn sein Blick. Die Leiter nach oben kann er ebenso wenig wahrnehmen wie das Loch in der Mauer, das einen Ausweg symbolisiert. David ist gefangen in seiner Welt.

Die Rückseite stellt Davids Weg aus der Ess-Störung dar. Aus dem „Kerkerkopf“ ist das Portrait eines jungen Mannes geworden, der in die Welt schaut. Die blaue Farbe der Mauer steht für Hoffnung, das Loch erlaubt einen Ausblick und bringt Licht in sein Leben. Fotos symbolisieren wichtige Schritte: Er hat sich auf den Weg gemacht, einen wahrhaftigen Kontakt zu seinen Freunden hergestellt, er öffnet sich, findet Resonanz, überwindet seine Sprachlosigkeit.

Neben der Mauer ist eine Öltonne platziert, die in ihrer Funktion den Schatzkisten der Mädchenmodule entspricht. Auf dieser Öltonne hat David in bunten Farben seine „Lösungswörter“ festgehalten.

Arbeiten mit dem Jungenmodul

Die didaktisch-methodische Aufbereitung des Jungenmoduls erfolgte in gleicher Form wie bei den Mädchenexponaten: Bildbetrachtung, das Hören von Musik, die Auseinandersetzung mit Ressourcen - die „Schatzkiste“ ist in diesem Fall eine Öltonne. Unterrichtsvorschläge und -materialien dazu finden sich im begleitenden Arbeitsheft.

Das Jungenmodul kann ergänzend neben der Basis-Ausstellung platziert werden. Es eignet sich – wie auch die Mädchentafeln – gut für die Arbeit in geschlechtergemischten Gruppen ebenso wie als jungenspezifisches Angebot. Dafür wird der „Kerkerkopf“ in einem separaten Raum parallel zur Basis-Ausstellung aufgebaut.

Material zum Download und zur Bestellung

  • Klang meines Körpers – Kurzinformation zur Ausstellung und zum Verleih

  • Klang meines Körpers – Basismodul – Arbeitsheft zur Ausstellung des Bayerischen Zentrums für Prävention und Gesundheitsförderung

  • Klang meines Körpers – Modul für Jungen – Arbeitsheft zum Aufbaumodul für Jungen der Ausstellung des Bayerischen Zentrums für Prävention und Gesundheitsförderung

  • Klang meines Körpers – Kreative Wege aus der Ess-Störung bei Mädchen – Pixi-Heft

  • Klang meines Körpers – Kreative Wege aus der Ess-Störung bei Jungen – Pixi-Heft